Dienstag, 28. September 2010

Güterverkehr und Ladestraße

Der Bahnhof Ondrup entstand 1908 nur aus einem Grund: Die Bäuerliche Absatzgenossenschaft benötigte einen Bahnanschluss. Daher entstand eine große Ladestraße nördlich der Dortmund Enscheder Eisenbahn Strecke.
Das Ladestraßengleis hatte eine Nutzlänge von 126 m, das Stumpfgleis in Richtung Lüdinghausen endete an der Seitenrampe des Empfangsgebäudes und hatte eine Nutzlänge von 62 m. Das Stumpfgleis der Schutzweiche in Richtung Dülmen wurde ebenfalls als Ladestelle genutzt, die Nutzlänge dort betrug 20 m.













Ein Lageplan der alten Gebäude an der Ladestraße, ca. 1960.

An der Ladestraße entstanden bis in die 30er Jahre mindestens 4 Gebäude. 2 Holzschuppen, von denen einer (3) der Absatzgenossenschaft gehörte, einer (4) privaten Nutzern, z.B. dem Getreide- und Düngemittelhändler Havestadt. Dazu gab es noch 2 Fachwerkbauten, die wahrscheinlich schon vor der Entstehung des Bahnhofes dort gestanden haben. Sie müssen aber nach dem Bau der Bahnstrecke 1875 entstanden sein, denn ihre Giebel sind parallel zur Bahnstrecke ausgerichtet. Das größere der beiden Gebäude (1) war früher ein Wohnhaus mit Stallungen, das Nebengebäude (2) war eine Scheune, in der sich ebenfalls Ställe befanden. Das Wohnhaus wurde später vielfältig genutzt. So befanden sich dort zu gleichen Zeit ein Baustoffhandel, eine Schweinewaage und ein Landhandel.
Mit Ausnahme des Holzschuppens der Absatzgenossenschaft sind die Gebäude heute alle noch vorhanden und werden genutzt.
Ein weiteres Nebengebäude war das Wiegehäuschen. Eine Waage war schon immer für den Handel mit Schüttgütern von großer Wichtigkeit. Dieses kleine Gebäude überlebte leider nur bis 1984, dann wurde eine neue größere Waage mit einem größeren Wiegehäuschen gebaut und die alte abgetragen.










Das Wiegehäuschen neben einem Pferdefuhrwerk, Aufnahme wahrscheinlich um 1970. Foto: Hermann Nopto




Das Wiegehäuschen im Hintergrund einer Aufnahme, die 1984 bei setzen des neuen Troges der großen Waage entstand. Foto: Hermann Nopto


In den 1970er Jahren entstand eine große Lagerhalle der Absatzgenossenschaft. Der Holzschuppen der Genossenschaft überlebte bis 1997, dann musste es einer weiteren neuen Lagerhalle weichen. Auch diese beiden neuen Lagerhallen sind heute noch vorhanden.
Der Güterverkehr war sehr ländlich geprägt. Im Wesentlichen wurden Landwirtschaftliche Güter geliefert. Das waren:
- Dünger
- Saatgut
- Jungvieh

Ein weiterer Wirtschaftszweig war der Handel mit Bau- und Brennstoffen. Genauer genommen:
- Kohle
- verschiedene Schüttgüter
- gesackte Baustoffe wie Zement






Entladung von Dünger 1976. Der Radlader gehörte zu Raiffeisen Genossenschaft. Foto: Hermann Nopto





Sehr akkurat wurden die Düngerhaufen auf der Ladestraße gezogen. Im Hintergrund das große Fachwerkhaus und der gerade neue Düngersilo. Foto: Hermann Nopto


Die Anlieferung der Waren erfolgte zumeist in G-Wagen aller Typen. Dazu kamen Wagen für Schüttgüter und Düngemittel.

Viel verschickt wurde vom Bahnhof Ondrup aus nicht. Größe Mengen wurden nur während der alljährlichen Rübenkampagne verladen, dann waren mehr als 10 Wagen täglich möglich.




Rübenverladung in Wagen der Omm-Baureihen. Im Hintergrund das große Fachwerkgebäude (1) und der kleine Holzschuppen (4). Die Förderbänder gehörten zur Ausstattung des Bahnhofes. Foto: Hermann Nopto


Die Seitenrampe am Empfangsgebäude wurde zudem immer wieder zur Verladung von Kriegsgerät wie Panzern genutzt, der nahe gelegene Truppenübungsplatz „Borkenberge“ machte Ondrup zum nächstgelegenen Bahnanschluss bei Truppenmanövern. An der Rampe wurde auch Vieh entladen, das Treiben von Jungkälbern war für die jungen Ondruper alljährlich eine große Freude. Die Rampe wurde ansonsten zum Umschlag von Stückgütern genutzt, der Güterschuppen war der Lagerplatz für die Dinge des täglichen Lebens, die mit der Bahn geliefert wurden.

An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich Frau Nopto danken, die mir die Bilder aus der Sammlung ihres Mannes zur Verfügung gestellt hat. Erst so war dieser Blick in die Vergangenheit des Bahnhofes möglich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen