Sonntag, 30. August 2015

Güterschuppen in Buldern Teil 1

Schon der Vorgänger vom heutigen Empfangsgebäude und Stellwerk von Buldern besaß eine Güterschuppen. Dieser wurde, wahrscheinlich schon vor dem 2. Weltkrieg, in der Länge verdoppelt. Dies geschah meist in den späten 20er Jahren. Dadurch hat Buldern heute einen über 20 m langen und 4,5 m breiten Schuppen.


Der Güterschuppen von der Gleisseite aus gesehen. Die hellen Balken wurden im Zuge der Restaurierung des Bahnhofes ausgetauscht.

Aus diesem Grund hat der Schuppen 2 unterschiedliche Fachwerkmuster. Durch diverse Umbauten wurden Änderungen vorgenommen, die sich heute nicht mehr zurückdatieren lassen. Auch das Dach wurde mehrfach umgebaut, jetzt aber in den Ursprungszustand zurückversetzt.


Auf der Straßenseite befindet sich heute der P+R Parkplatz. Hier wurden weniger Balken ausgewechselt, weil die vorgefundene Substanz auf der dem Wetter abgewandten Seite besser war.

Aufgrund der sehr individuellen Bauweise des Fachwerkes war wieder nur ein kompletter Selbstbau möglich. Zuerst erfolgte ein genaues Aufmaß. Die Maße wurden umgerechnet und die Breite der Gefache festgelegt. Dann wurde die Grundform ausgeschnitten und die Maße mit dem Messschieber auf die 1 mm Polystyrolplatte übertragen.


Die fertig angerissenen Fachwerkplatten.

Dann ging es ans Ausschneiden mit dem Cuttermesser. Zur stabilisierung des nach unten offenen Fachwerkes habe ich unten einen breiten Steg stehen lassen. Je Wand gehen das schon einmal 2-3 Stunden ins Land.


Noch viel zu tun, aber man kommt da rein.


Die erste Wand ist fertig.

Es gibt einige Probleme: Bei jedem Schnit dehnt man das Polystyrol um einige zehntel mm. Daher sind die Außenkanten nachher krumm. Einzige Lösung ist das herausschneiden von dünnen Streifen aus dem waagerechten Balken und das anschließende Zusammendrücken und Kleben dieser Stellen. Anschließend habe ich die gesamten Gefache über die Feile gezogen, um die Grate zu entfernen.


Und da liegen sie, zwei fertig Wände.

Dann habe ich die Gefache Lederbraun angemalt und anschließend auf 0,5 mm stark Platten mit den gleichen Außenmaßen wie die der Gefache geklebt. Die Tore, Tür und Fenster habe ich mit dem Cuttermesser durchgepaust. Mit den nun vorhandenen 1,5 mm Wanddicke habe ich schon die vorbildgerechte Dicke erreicht, denn die Wände sind nur einen Stein dick, also ca. 13 cm.

Zeit für einen erste Stellprobe. Die Größenverhältnisse des recht stattlichen Schuppens werden jetzt deutlich.

Anschließend stand eine weitere Arbeit an, die jeweils einen Abend füllte: Die Gefache mussten mit Mauerplatten Vollmer Spur N gefüllt werden. Die habe ich einzeln zugeschnitten und auf der Feile auch noch auf 1 mm heruntergeschrubbt. Dabei muss etwas Luft zwischen Holz und Mauer bleiben, weil auch dort später noch Fugenmörtel sichtbar sein soll. Unterhalb der Rampe befindet sich das Fundement bzw die Kelleraußenwände (die ältere Hälfte des Schuppens ist unterkellert). Dieser Bereich ist im Kreuzverband gemauert, so dass hier die Auhagen Platten verbaut wurden. Vorher wird der zur Stabilisierung gedachte Streifen unten am Fachwerk entfernt. Vor dem verkleben (ich nutze weiterhin Revell) müssen die Mauerplatten angemalt werden. Und auch entgratet gehören alle Kanten.


Alle gefache fertig ausgefüllt. Die hellen Fugen sind für das spätere Enstecken der Rampen.

Die Innenwände und die Bodenplatte aus 2 mm Polystyrol, welche die Aussparungen für die Treppen erhielt, habe ich mit verschiedenen angemischten Grautönen bemalt. Dabei mussten die Gefache zumindest angedeutet auf die Innenseite übertragen werden. Da es sich um einigen staubigen Schuppen mit leicht bröselndem Putz handelt ist übertriebenen Präzision hier nicht von Nöten.


Die Innenseiten der Wände. Pure Handarbeit. Auch die Giebelseite habe ich ein wenig entsprechend des Vorbildes gestaltet.

Nach dem Einbau diverser Details wie der Treppe (ich hatte da noch ein Tütchen von Faller) war alles Bereit zum Zusammenbau der vier Sektionen. Mit vorher an die Wände geklebten Klötzchen als Auflager für die Bodenplatte war der Zusammenbau schnell geschafft.


Für Vereinsmitglieder ein vertrauter Anblick. Im Modell fehlen natürlich noch Fenster und Tore.

Zum Abschluss noch ein Überblick zum Stand der Arbeiten.


Von der Gleisseite aus gesehen.

In den nächsten Tagen stehen noch folgende Schritte an: Mauerplatten verfugen (Staubfarbe), Dach konstruieren, Dachschalung bauen, Dachbalken (zumindest die außen sichtbaren) nachstellen, Rampen basteln.


Auch das Empfangsgebäude wird jetzt vom Schuppen so verdeckt, dass es der Vorbildansicht näher kommt.

Bald geht es hier weiter.

Sonntag, 23. August 2015

Stellwerk Buldern Bf: Herr über vier Telefone

Nachdem die Außenhülle des EG des Bahnhofs Buldern stand ging es an den Innenausbau. Zum Glück gibt es einige Innenaufnahmen aus der Anfangszeit. Diese habe ich zum Vorbild genommen um den Arbeitsplatz im Stellwerk nachzustellen.


Fahrdienstleiter Paul Effing im nagelneuen Dr Stellwerk Buldern Bf, ca. 1960. (Foto Paul Effing, Sammlung Eisenbahnfreunde Bahnhof Buldern)

Die Hauptaufgabe des Fahrdienstleiters von Buldern war das Telefonieren. Dafür gab es 4 Telefone. Ein großes OB inkl. Klappenuntersatz mit Verbindung zu den Nachbarbahnhöfen und allen Nebenstellen des Bahnhofes, ein normales Posttelefon, ein Basa Telefon zur Kommunikation mit anderen Betriebsstellen außerhalb des eigenen Streckenastes und Basa-Bez., eine Mischung aus OB und Basa.


Die fertig zusammengebauten Telefone, immerhin fünf handgeschnitzte Teile je Apparat.

Mein Problem: Wo bekommt man Modell-Telefone her? Und dann gleich so viele... Ich kenne zwar Telefone von Stangel, weiß aber nicht, ob es die in H0 gibt. Außerdem hatte ich keine Lust auf Lieferzeiten. In Frage kam also mal wieder nur: Selber machen! Polystyrol ist geduldig. Grundmaterial waren Runde Profile von 1,2 (für den Handgriff) und 1,6 mm (für die Hör- und Sprechmuschel und die Wählscheibe) und 2 mm Platten. Den Korpus habe ich gefeilt, wobei ich nicht auf eine leichte Kröpfung an Seiten und Rücken verzichtet habe.


Fertig bemalte Telefone bereit zum Einbau.

Der Hörer entstand durch das Anbohren der 1,6 mm Stangen von der Seite. In die Bohrung kam dann das 1,2 mm Stück mit einer Länge von ca. 3 mm. Nach dem Trocknen des Klebers die 1,6 mm Stange auf Höhe des 1,2 mm Handgriffs abschneiden, fertig ist der Hörer. Die Wählscheibe besteht einfach nur aus einer sehr fein von der 1,6 mm Stange geschnittenen Platte.

Die anderen Teile entstanden entweder aus Uralten Kibri Büroeinrichtungs-Sets oder wiederum aus Polystyrol. Zu Bauen waren noch das Stellpult, ein mysteriöses Bedienpult mit Druckknöpfen, ein Bedienpult für die Anrufschranken neben dem Stellpult, eine Uhr und herumliegende Unterlagen.


Der fertig bestückte Arbeitsplatz. Etwas zu groß sind die Telefone leider. Kleiner kann ich aber nicht, irgendwann ist Schluss.

Das Stellpult konnte ich, dank eines Bildes von der Drehscheibe, mit dem Laserdrucker 5,5 mm hoch (mit Rahmen) ausdrucken. Auf ein holzfarben bemaltes und schräg gefeiltes Polystyrol-Klötzchen geklebt macht das einen guten Eindruck. Der Einfachheit halber habe ich kein komplettes Pult konstruiert, wie eigentlich im Vorbild vorhanden, sondern einen Kibri Tisch umfunktioniert.


Über die Schulter des Fahrdienstleiters geschaut sah es in Bf früher so aus.


Aus der Vogelperspektive sieht man, dass fast alle Einrichtungen des Stellwerks sitzend zu erreichen sind.

Ein Spitzlingsrest und das übliche Schnitzwerk ergaben den Nachbau des Anrufschrankenpultes. Genau so das unbekannte Bedienpult und die Uhr, auf die ich noch 2 Zeiger aufgezittert habe.


Das Smartfon als Dach missbraucht um die Inneneinrichtung auszuleuchten: Ein Blick durch das Fenster.

Schon in den letzten Tagen habe ich auch den Grobausbau des Stellwerkes vorgenommen. Zuerst habe ich die Wände, entsprechend des Vorbildes, auf ca. 4 mm aufgedoppelt und Fensterbänke montiert. Donnerstag gab es eine Treppe, Freitag die Stahlstützen, die das Dach in den Ecken der Kanzel halten. Problematisch war es diese Stützen senkrecht auszurichten. Hat aber geklappt. Es sind 1 mm Messingstangen. Gestern kam dann das Treppengeländer (Brückengeländer von Weinert) und der Einbauschrank in der Ecke vorm Kamin.

Hier werden auch die weiteren Neuerungen in der Kanzel gut sichtbar: Das Treppengeländer und der Einbauschrank.

Zuletzt kann ich noch vermelden, dass der zuletzt gegebene Buchstabenmangel aufgelöst werden konnte. Zwar hatte ich ein nettes Angebot aus Bremen, habe mich dann aber schnell zum selber machen entschieden. Die Buchstaben "Bf" für "Buldern Fahrdienstleiter" prangen nun auch an den Seiten der Kanzel. Die Rundungen habe ich dabei zuerst gebohrt, und dann die 0,5 mm Platten mit dem Cuttermesser ausgeschnitzt. Für längere Worte taugt das Verfahren aber überhaupt nicht.


Der aktuelle Zustand des EG: Von Außen sieht man nur die Buchstaben "Bf" und die Stützen in den Ecken der Kanzel als Veränderungen zur Vorwoche.

Es gibt noch einige Details zum Austoben. Ich berichte weiter!


Auch beim Vorbild wird aktuell noch an der Kanzel gewerkelt. Uwe, Markus und Michael sind fleißig dabei. Nach der neuen Verglasung im Februar 2014 wird wohl bis Weihnachten die Sanierung des gesamten Raumes und der Treppe abgeschlossen werden.

Edit: Ich habe den Telefonen wohl ein wenig viele Wählscheiben spendiert. Drei der Geräte haben keine Wählscheiben sondern nur Knopfbatterien, sogenannte "Untersätze". Fürs nächste mal vielleicht.

Montag, 17. August 2015

Der Blick in die Nachbarschaft: Bahnhof Buldern

Nach langem Überlegen habe ich mich entschlossen auf dieser Seite auch meine anderen Modellbahnprojekte zu zeigen. Freut euch also demnächst auch auf andere Bahnhöfe aus der Region, Streckenmodule, Güterwagen, Triebwagen und Modellautos. Natürlich werde ich auch weiter über Veränderungen und Treffenbesuche von Ondrup berichten.

Lange Zeit war es fest geplant, nun habe ich angefangen und aufgrund des miesen Wetters auch schnell durchgezogen: Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Buldern.


Das Empfangsgebäude von Buldern nach der Rettung durch die Eisenbahnfreunde Bahnhof Buldern, EfBB.

Zunächst kurz etwas zum Vorbild: Der Bahnhof Buldern wurde 1878 an der schon 1870 eingeweihten Strecke Münster Wanne-Eickel errichtet. Anfangs war es ein einfaches Fachwerkgebäude mit kleinem Güterschuppen und Stellwerksvorbau. 1956 wurde dieses Gebäude durch ein damals brandneues Stellwerk mit Lorenz 20 Technik ersetzt. Auch das Stellwerk Buldern Ost an der anderen Seite des Bahnhofes, Budern Ost, wurde damit überflüssig und wurde mitsamt damals noch vorhandenem Wasserhaus abgebrochen. Vom ersten Stellwerksgebäude blieben nur einige Fachwerkgefache und der in der Zwischenzeit verlängerte Güterschuppen erhalten. Das Gebäude von 1956 ist ein verschachteltes Konstrukt aus Stellwerk, Büroräumen, Fahrkartenausgabe und Wartehalle. 1998 ging der Bahnhof außer Betrieb, die Weichen wurden schnell aus und die Gleise zurück gebaut, 2007 verschwanden die letzten. Heute ist Buldern nur ein Haltepunkt. Der früher vorhandene Bahnübergang direkt neben dem EG wurde durch eine Unterführung ersetzt. Der Streckenabschnitt wird von Dülmen aus dem Estw gesteuert. Diverse Vorbildaufnahmen kann man auf der Vereinsseite finden: Eisenbahnfreunde Bahnhof Buldern


Kurz nach der Fertigstellung ca. 1956 kam der Chic der Nachkriegszeit noch richtig zur Geltung.

2011 wurden die Eisenbahnfreunde Bahnhof Buldern gegründet und der Stadt Dülmen das zum Abriss zur Schaffung von Parkplätzen vorgesehene Gebäude abgekauft. Die eigentlich gesunde Bausubstanz wurde seitdem entrümpelt, entkernt und komplett neu ausgebaut. Seit 2014 ist der Fortschritt auch von außen sichtbar. Nach und nach wurden die Fenster neu verglast und die Verbretterungen entfernt.


Auf der Straßenseite befindet sich heute eine P+R Anlage.


Beim Neubau des EG waren Bürgersteige noch nicht en vouge. Der Bahnhofvorplatz ging fließend in die Ladestraße über.

Der Modellnachbau gestaltet sich, im Gegensatz zu Ondrup und Merfeld, auf der einen Seite wesentlich leichter, weil das Vorbild noch erhalten ist. Allerdings kann man sich viel mehr an Details austoben, weil man leicht vom Vorbild abkupfern kann. Das dachte ich zumindest bis gestern. Da habe ich festgestellt, dass der einzige Lageplan der mir vorlag falsch war. Die Flachzange von Architekt hatte sich um einen Meter vermessen. Das ist jetzt aber ausgebessert.
Aufgrund der Hanglage des Gebäudes hängt die Tür zur Wartehalle noch in der Luft, während vorne das Niveau des Bahnhofsvorplatzes schon fast erreicht ist. Die Mauerplatten im Kreuzverband sind von Auhagen, die im Läuferverband von Vollmer N.


Das Modell von der Gleisseite aus gesehen. Die kleinen Fenster erhalten alle noch von innen Gardinen.

Für den Nachbau greife ich wie gewohnt auf Polystyrol-Platten zurück. Zum einen Mauerplatten von Auhagen und Vollmer, zum anderen Platten und Profile in verschiedenen Stärken aus dem Bastelbedarf. Verarbeiten kann man das Material mit Feile und Cuttermesser, geklebt wird mit Revell.


Ich hatte tatsächlich Buchstaben in meinem Fundus! Sie stammen von der alten Vollmer Konditorei Bäckerei.

Die Wartehalle ist quasi das Puppenstübchen des Bahnhofs. Ich habe mich diese mal für eine Sandwichbauweise entschieden. Tragendes Element sind doppelt ausgeschnittene 0,5 mm Polystyrolplatten, aus denen die Fenster ausgeschnitten werden. Zwischen diese beiden Schichten habe ich die Klarschichtschicht geklebt. Stürze und Verklinkerungen wurden von Außen aufgeklebt.

Nachdem sich die Bauweise bei der Wartehalle bewehrt hat habe ich die Methode auch an der Kanzel übertragen. 4 Stunden, dann waren alle Teile ausgeschnitten. Treue Helfer bei dieser Arbeit sind Taschenrechner und Messschieber, bin denen ich alle Maße auf den Bauplatten anreiße.


Von der Straßenseite aus kann man gut in die Wartehalle sehen.

Innen habe ich die Fliesen nachgestellt. Sie sind nicht maßstäblich, aber ich habe einen fast passenden Spritzling gefunden und hatte einfach keine Lust mehr weiter zu suchen.


Der Blick in die Wartehalle auf, links, den alten Fahrkartenschalter und, rechts, dem Zugang zu Kanzel und Keller (noch nicht vorhanden).


Auch die Fensterbänke ruhen auf diesen wunderbaren Fliesen.

Einige Bauschritte habe ich unter Projekt Lokbahnhof gezeigt. Schaut also auch dort mal vorbei.


Hier sieht man noch, wo ich das gesamte Gebäude verbreitert habe. An der ungestalteten Stelle wird bald die Güterhalle angebaut.

Mittelfristig soll übrigens nicht nur das EG, sondern auch der gesamte Bahnhof nachgebaut werden. Das wird aber ein Projekt des MEC Dülmen werden. Ich bin nur der Hausbau-Profi.

Bald geht es weiter, man liest sich!